Bodo von Plato: Freiheit – Schicksal und Meditation
Sie lebt schon länger nicht mehr da, wo sie ideal ist. Auf ihrem Weg von dort in die Wirklichkeit verkehrte sie sich schon allzu oft in ihr Gegenteil. Mit dem Menschen ist sie ganz angekommen in einer Welt, die immer weniger göttliche und immer mehr menschliche Schöpfung ist.
Hier, in dieser Welt, erweist sie sich in Haltung und Handlung, wenn auch nicht unbedingt gleich auf den ersten Blick. Sie ist notwendig geworden – ohne sie wird die menschengemachte Welt unmenschlich.
Trat sie an göttliche Stelle?
Sie ist Ausdruck menschlicher Selbstbestimmung – und zugleich ihre Bedingung. Ihre Bedingung ist sie im allgemeinen, ihr Ausdruck individuell. So lebt sie als Möglichkeit in jeder Entscheidung, als Wirklichkeit erst in der Handlung, die nicht um des Handelnden willen geschieht. An ihrer Schönheit erweist sich das aus Liebe zum Handeln Getane.
Hier ist Freiheit Folge, nicht Ziel. Sie wird nicht wirklich, wenn man sie sucht, aber in der Suche nach Wahrheit. Im Verstehen des Fremden wird sie zum Schicksal. In der Meditation kann das Schicksal zur Freiheit und wahr werden.
Bodo von Plato ist Mitglied des Vorstandes am Goetheanum.